SHIPIBO - INDIANER |
Die Shipibos leben im peruanischen Dschungel entlang des Ucayali, der von Pucallpa nach Iquitos führt. Ucayali ist der Name des Amazonas im peruanischen Abschnitt, bevor er nach Brasilien fließt. Zum Shipibostamm gehören etwa 30.000 Shipibo, Zahl steigend. Sie leben auf ca 120, am Fluss gelegenen, Dörfern verteilt.
Noch immer pflegen die Shipibo ihre Kulur, ihre eigene Sprache und Tradition. Komischerweise je näher sie bei der Stadt wohnen, umso mehr. Diesen stadtnahen Indianern bleibt auch nicht viel mehr, was sie verkaufen könnten und sie müssen sich stärker abgrenzen. Hingegen, diejenigen , die in entfernten Seitenarmen des Flusses, z.B. am Pisci leben, hätten gerne mehr vom westlichen Lebensstil. Dort wird man immer wieder nach den Schuhen gefragt, die man trägt. Ob man solche nicht beim nächsten Mal mitbringen könnte? Sie haben eine sehr verklärte Vorstellung
vom Leben in den industriellen Staaten. Sicherlich fehlt es ihnen an Kleidern und Medizin.
Ein großes Unglück bricht über eine Familie herein, wenn ein Familienmitglied krank wird und kein Geld da ist, den Kranken in ein Krankenhaus zu bringen. Ansonsten gibt es aber auch sehr wirksame Pflanzenmedizin und einen aktiven Schamanismus, sowie bestimmte Massagetechniken. Damit kann sehr viel geheilt werden.
Und sie haben den Fluss vor der Nase, der gefüllt ist mit leckeren Süßwasserfischen, Krabben, Krokodilen etc. Sehr lecker zu Beispiel gegrillter Pyrania. Ein bisschen Agraranbau wird betrieben. Viele feine Früchte wie Banane, Mango, Papaya, Kokosnuss und Gemüse wie Kochbananen, Avocado ,Yuca wachsen hier im Überfluss. Reis und Zucker muss aus der Stadt in die entfernten Regionen per Boot gebracht werden. Aber mit dem was sie haben, sind sie ernährungstechnisch ziemlich autark. Das Fleisch wird sich dazu gejagt. Es gibt Dschungelschweine und Rehe, die wir hier nicht kennen.
Schwieriger gestaltet sich das Leben für die, die näher an der Stadt leben. Paradebeispiel ist der Geburtsort meines Mannes und Touristenanziehungspunkt „ San Francisco “ bei Yarinacocha. Das Dorf liegt etwa eine Bootstunde entfernt von Pucallpa, einer rasant wachsenden Dschungelstadt. Der Bedarf an Fleisch und Fisch hat entsprechend zugenommen. Die Region ist ausverkauft worden. Die ansässigen Fischer kriegen in ihrer Umgebung keine Fische mehr ins Netz. Sie müssen schon 1- 2 Tagesreisen auf sich nehmen um etwas zu fangen.
Ähnlich verhält es sich mit dem jagen. Der Wald weicht in beängstigendem Masse. Immer mehr zusammengeschusterte Siedlungen bahnen sich ihren Weg in den Dschungel herein. Aber die wirklichen Feinde sind ausländische Holzkonzerne. Wider Verboten fahren nachts im Dunkeln Lastfrachter Tonnen von Tropenholz weg. Auch die beladenen LKWs warten bis etwaige Kontrollstellen Schicht machen und fahren nachts ihre Beute weg. Das korrupte System hilft natürlich auch, sich über Gesetze hinweg zu setzen.
Das alles führt dazu, dass die Generation der Männer, die jetzt ins Erwachsenenalter gekommen ist, sich notwendigerweise umorientieren muss.
Hilfestellung kriegen sie dabei wenig, denn es gibt keine ältere Generation, die sich auskennt mit Ausbildungen an Computern oder in Krankenhäusern z.B. Die Shipibo sind angewiesen sich in diese, sich ihnen auf den Leib rückenden Gesellschaft anzupassen, bzw. ihre Berufe zu erlernen, um überleben zu können. Dabei werden sie gerne diskriminiert, denn auch für die ansässigen Mestizen ist das Leben nicht leicht und man tritt ja immer gerne noch mal nach unten. Die Shipibo sind auch sehr stolz und bleiben unter sich. Sie sprechen zwar auch alle die Amtssprache spanisch, aber lieber unterhalten sie sich auf Shipibo. Das alles macht den notwendigen Anschluss nicht leichter.
Aber sie haben gemerkt, dass die Touristen sich für sie interessieren. Es kommen ethnologisch, anthroposophisch und schamanisch interessierte Reisende.
Jeder Shipibo der eine schamanische Ausbildung gemacht hat oder englisch kann und als Reiseführer arbeiten kann, hat Vorteile. Das frühere gemeinsame Überleben ist ein Konkurrenzkampf geworden.
Zumindestens hat diese Entwicklung auch den Vorteil, dass sich die Indianer über ihre Βesonderheit bewusst wurden und ihr Erbe pflegen. Es steht zwar zu befürchten, dass das alte Heilwissen verloren geht, schon alleine weil die Regenwaldapotheke vernichtet wird, aber es gibt immer noch junge Shipibo, die die lange Diät machen wollen um Schamane zu werden und mehr und mehr gibt es auch Interessierte aus westlichen Ländern. Und die Frauen haben gelernt mit ihrem Kunsthandwerk Geld zu verdienen. Oftmals sind sie es, die die Familie ernähren.
Sie können Keramik machen, spinnen, weben, Samenketten auffädeln, Stoffe mit Pflanzen färben und sie mit wunderschönen traditionellen Mustern besticken und bemalen. Jede Frau hat ihr Spezialgebiet, auf dem sie besonders gut ist. Manche töpfern nur, andere haben sich auf das Färben mit Schlamm und Baumrinde spezialisiert und wieder andere sind am Besten im Besticken. Es sind gesellige Arbeiten. Meistens gibt es eine Arbeitshütte, die zu allen Seiten offen ist, wo man sich im Familien- und Freundinnenkreis zusammensetzt, handarbeitet und sich unterhält. Es gibt sehr persönliche Stile der Muster. Ihren Ursprung haben sie höchstwahrscheinlich in der Ayahuasca- Trance.
Der Sud der Liane Ayahuasca, in Kombination mit den Shakrunablättern wirkt stark halluzinogen und wird von den Schamanen genutzt, um sich in die Geisterwelt zu begeben. Anfangs sieht man häufig grellbunte geometrische Figuren auf sich zufliegen. Sie haben eine unübersehbare Ähnlichkeit mit den Mustern der Frauen, die man auf Stoffen und Keramik wiederfindet.
Frauen nehmen selten Ayahuasca zu sich. Aber natürlich hat es weibliche Schamanen immer auch gegeben und auch Partnerinnen ihrer Schamanenmänner haben ihn schon mal in die andere Welt begleitet.
So wurden die Muster über Generationen weitergegeben, von der Mutter zur Tochter und jede hat als kleines Mädchen bis ins Erwachsenenalter Zeit gehabt Geschick und ihren eigenen Stil zu entwickeln.
Da der Verkauf der Kunstgegenstände und Textilien in der Region oft nicht gut genug ist, reisen die Shipibofrauen oft beschwerliche 20 Stunden im Bus nach Lima um dort tage- oft monatelang ihre Ware feilzubieten. Man erkennt die Shipibofrauen an ihrer Tracht, der bunten Bluse und dem bestickten Wickelrock. Diese Kleidung tragen die Frauen immer, wenn sie in die Städte fahren. Es ist ihnen ein Bedürfnis sich abzugrenzen und sie sind stolz auf ihre Herkunft. Untereinander erkennen sie sich auch an den Gesichtszügen. Ein Shipibo erkennt einen anderen Shipibo, auch in ziviler Kleidung. Wir können das nicht sehen.
Trotz aller Armut, haben sie eine gewinnende Fröhlichkeit an sich. Irgendwie kriegen sie es doch immer hin sich zu versorgen und unterstützen sich innerhalb der Familien. Sie sind ein Volk, das gerne feiert, den selbstgebrauten Massato trinkt und zu Cumbia tanzt. Selten habe ich auf Reisen Menschen gesehen, die mehr lachen.
Bei mehr Interesse zu den Shipibos und Schamanismus habe ich folgende Büchertips:
Nana Nauwald: Der Gesang des schwarzen Jaguars ( spiritueller Roman )
Das Lachen der Geister ( spiritueller Roman
Bärenkraft und Jaguarmedizin ( Sachbuch )
Jeremy Narby: Die kosmische Schlange
Arno Fischbacher: Die Magie des Don Agustin Vasquez
Wenn Sie Interesse haben sich das Leben und unser Projekt vor Ort anzuschauen, schreiben Sie mir eine Mail, ich kann eine Hütte bei meiner Schwägerin vermitteln und wenn ich selbst da bin, mich auch um Sie kümmern.
Ich habe 2002 eine Dokumentation über die Shipibos gedreht „Reshin´s Familie“, sie ist in spanisch, englisch untertitelt. Wenn Sie mich einladen wollen, komme ich in Gemeinden oder bei größere Frauengruppen zu Ihnen nach hause und führe den Film vor und bringe Ware mit.